Aus der Bischofswerdaer Stadtgeschichte


Bischofswerda, 1227 erstmals urkundlich erwähnt, wird seit dem Jahre 1361 offiziell Stadt genannt.
Die eigentliche Geschichte der Stadt beginnt um 1400 mit der Verleihung des Marktrechtes, so dass sich Bischofswerda zu einem Handwerker‑ und Handelsstädtchen, zu einem Markt‑ und Wallfahrtsort entwickelte.
Die kleine bischöfliche Stadt besaß zu dieser Zeit 5 Gotteshäuser – die Stadtkirche, die Katharinenkapelle, die Frauenkapelle, die Kapelle „Unsrer lieben Frauen“ und die St. Jakobskapelle am Stolpener Weg. Mit der Einführung der Reformation 1558 und der Übergabe der bischöflich‑meißnerischen Stadt an das kurfürstliche Haus Sachsen endete auch die Herrschaft der Meißner Bischöfe über die Stadt.
Seit 1559 führt Bischofswerda das neue, bis heute gültige Stadtwappen. Es zeigt auf blauem Hintergrund zwei schräg gekreuzte goldene Bischofstäbe, bewinkelt von vier sechsstrahligen goldenen Sternen.
Epidemien und Kriege machten um Bischofswerda keinen Bogen. So wurde die Stadt allein im 16. Jahrhundert fünfmal durch die Pest heimgesucht. Diese forderte 1631/32 nach Überlieferungen 660 Menschenleben. Während des 30jährigen Krieges (1618‑1648) war die Stadt Überfällen durch Kroaten und Schweden ausgesetzt, während des 7jährigen Krieges (1756‑1763) plünderten Preußen und Österreicher die Stadt. Von März bis Juni 1812 zogen napoleonische Truppen durch die Stadt, am 13./14. Dezember 1812 floh Napoleon nach der Niederlage seiner Armee in Richtung Dresden und passierte dabei wieder Bischofswerda. Im Mai 1813 lag Bischofswerda im Zentrum harter Kämpfe zwischen den napoleonischen Truppen und den verbündeten Armeen. Am Abend des 12. Mai brach dabei der große Stadtbrand aus, welcher vermutlich durch Unachtsamkeit ausgelöst wurde. Im Stadtzentrum blieben nur 3 Häuser und die Fronfeste an der Stadtmauer zwischen Töpfergasse und Dresdener Straße verschont. Beim Wiederaufbau der Stadt nach 1813 erwarb sich der spätere Bürgermeister Heinrich Gottlob Süßmilch große Verdienste. Der Wiederaufbau erfolgte nach Plänen des Dresdner Hofbaumeisters Gottlob Friedrich Thormeyer auf der Grundlage des mittelalterlichen Stadtgrundrisses.
Mit dem Bau der sächsisch‑schlesischen Eisenbahn und der Inbetriebnahme des Bahnhofs Bischofswerda im Jahre 1845 wurden im folgenden Jahrzehnt bestehende Handwerksbetriebe modernisiert und neue Fabriken entstanden (u. a. Tuchfabrik, Zigarrenfabrik, Glasfabrik, Gerbereien, Riemenfabrik, Armaturenfabrik, Landmaschinenfabrik, Möbelfabrik). Ebenfalls wurden Gebäude und Anlagen für solche öffentlichen Einrichtungen wie Post, Gericht, Schulen, Stadtkrankenhaus und Feuerwehr vollendet, die Berggaststätte Butterberg mit dein Aussichtsturm und das Schützenhaus (heutiges Kulturhaus) errichtet und neue Straßen angelegt.
Zum 1. Oktober 1913 wurde die Stadt Bischofswerda Garnisonsstadt. Die beiden schrecklichen Weltkriege gingen auch an Bischofswerda nicht spurlos vorüber. Zwar hielten sich die Zerstörungen in Grenzen, doch insgesamt beklagte die Stadt 629 Gefallene.
1952 erfolgte im Zuge der Verwaltungsreform die Bildung des Landkreises Bischofswerda. Von da an bis zum Jahre 1994 war Bischofswerda Kreisstadt. Die Eingemeindung von Belmsdorf und Geißmannsdorf erfolgte 1951 bzw. 1974. Seit 1980 ist der historische Marktplatz unter Denkmalschutz gestellt, im Jahre 1995 wurde die Bischofswerdaer Innenstadt zum förmlich festgelegten Sanierungsgebiet erklärt. Sichtbare Zeichen für die Erhaltung und Pflege der historischen Bauten und Gebäude sind u. a. das Goethe‑Gymnasium, die Christuskirche, das Rathaus, der Bischofsitz, das Stadtbad und das Mühlteichensemble.
Besonders informativ ist ein historischer Stadtrundgang, der – bei Bedarf auch unter fachkundiger Führung – näher mit der Geschichte der Stadt Bischofswerda vertraut macht.
Nach 1990 entstand und entsteht in Bischofswerda, wie überall im Osten Deutschlands, in historisch kurzer Zeit viel Neues. Besonders sichtbar wird dies im Nordosten der Stadt. Mit den Gewerbegebieten, dem Wohnbaugebiet Klengelweg und dem Neubau des Kreiskrankenhauses an der Kamenzer Straße werden alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Bischofswerda auch zukünftig seinem Ruf als Mittelzentrum im Landkreis Bautzen und „Tor zur Oberlausitz“ gerecht wird. Mit der Eingemeindung von Schönbrunn im Jahre 1994 und den Eingemeindungen von Goldbach, Großdrebnitz und Weickersdorf im Jahre 1996 erweiterte sich das Stadtgebiet erheblich. Heute zählt Bischofswerda mit über 46 km² zu den flächenmäßig größten Orten des Landkreises Bautzen.
Die genannten neuen Ortsteile sind typische Straßendörfer mit einer Gesamtlänge von über 10 km, sie sind ländlich geprägt und haben keine großen Industrieansiedlungen. Die fortlaufend zunehmende Einwohnerzahl in den Ortsteilen bestätigt den typisch ländlichen Raum mit seinem willkommenen Wohnumfeld.
Verkehrsseitig sind die Ortsteile seit ihrer Eingemeindung mit der Bischofswerdaer Stadtbuslinie zu erreichen. Wanderfreunde nutzen die in den Ortsteilen gekennzeichneten Wanderwege sowie das immer dichter werdende Radwegenetz. Die zum 1. 4.1998 erfolgte Ernennung der Stadt Bischofswerda zur „Großen Kreisstadt“ wird weiteren Aufschwung in der zukünftigen Entwicklung bringen.
Mit der kompletten Übereignung bzw. dem Kauf der Flächen der ehemaligen Kaserne an der Bautzener Straße vom Freistaat bietet sich für die Stadt ein Entwicklungsareal, welches als Gewerbe-/Industriegebiet ausgewiesen wird.
Zwischenzeitlich sind die Berääumungsarbeiten erfolgt und abgeschlossen. Der Verkauf der Flächen erfolgt zurzeit. Zukünftig soll dieses Gebiet dazu dienen, Gewerbe und Industrie anzusiedeln, da diese Fläche nach den derzeitigen gesetzlichen Möglichkeiten dafür nutzbar ist. In diesem Gebiet erhofft sich die Stadt einen weiteren Aufschwung.


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